Editorial

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Die sieben Thesen zu den Elementen des Antisemitismus, die Max Horkheimer und Theodor W. Adorno in der Dialektik der Aufklärung 1944 unter dem Eindruck des Nationalsozialismus veröffentlichten, zählen bis heute zu den wichtigsten Grundlagen der Antisemitismusforschung. Das Konzept der „pathischen Projektion“ lässt sich auch 2024 auf antisemitische Akteur:innen unterschiedlichster Couleur anwenden und zur Analyse nutzbar machen. Gleichwohl hat sich das Erscheinungsbild nicht nur der bürgerlichen Gesellschaft als Ganzes, sondern auch des Antisemitismus seit den Schriften der frühen Frankfurter Schule gewandelt. Unter dem Eindruck einer globalisierten, individualisierten und digitalisierten Welt artikuliert sich der Antisemitismus oftmals als progressiver Gegenentwurf zu dieser oder als postkoloniale Antwort auf die Existenz(erhaltung) Israels. Aus diesem Grund muss die gegenwärtige Antisemitismusforschung die Thesen Horkheimers und Adornos zwar zum Ausgangspunkt einer Kritischen Theorie des Antisemitismus im 21. Jahrhundert nehmen, aber gleichzeitig darüber hinausgehen, um nicht nur eine umfängliche interdisziplinäre Analyse aktueller antisemitischer Ausdrucksformen und Grundmuster vornehmen zu können, sondern auch als antisemitismuskritische Intervention in die Gesellschaft wirkmächtig sein zu können.

Das Projekt „These Acht. Blog für Antisemitismusforschung und -kritik“ der Initative Interdisziplinäre Antisemitismusforschung Trier (IIA) soll abseits der regulären wissenschaftlichen Publikationsmöglichkeiten und Diskussionsräume einen Ort für den regelmäßigen Austausch zwischen Personen bieten, die entweder in der Antisemitismusforschung beheimatet sind oder sich zivilgesellschaftlich, journalistisch oder politisch mit Antisemitismus beschäftigen. Der Blog soll die Möglichkeit der Reaktion auf aktuelle Debatten und Themen eröffnen und gleichzeitig neue und innovative Ideen abbilden, wobei diese nicht zwingend wissenschaftlichen Ansprüchen genügen müssen. Im Zentrum steht dabei stets die Diskussion unterschiedlicher Ansichten und Positionen mit dem Ziel, so die Antisemitismusforschung als Ganzes nach vorne zu bringen.

Einreichungen

Deshalb lebt „These Acht“ aber auch notwendigerweise von der Bereitschaft aller, sich zu beteiligen und an diesen Debatten teilzunehmen. Falls Sie also einen Text haben, den Sie gerne auf unserem Blog veröffentlichen würdet, würden wir uns sehr freuen, wenn Sie uns diesen per Mail an webmaster@these-8.de zusenden. In diesem Sinne freuen wir uns auf spannende Beiträge und einen guten Austausch.

Autor:in

  • Die Initiative Interdisziplinäre Antisemitismusforschung (IIA) ist ein Zusammenschluss junger Wissenschaftler:innen, der sich 2019 gegründet hat und an der Universität Trier ansässig ist. Sie veranstaltet Tagungen und Konferenzen (mit einem besonderen Fokus auf Nachwuchswissenschaftler:innen) rund um den Themenkomplex Antisemitismus und betreibt in Veranstaltungsreihen, Vorträgen und Workshops Wissenstransfer in die breite Öffentlichkeit. Ziel der Initiative ist es, neue wissenschaftliche Perspektiven auf den Themenkomplex Antisemitismus anzustoßen, Erkenntnisse aus der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Antisemitismus einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln sowie im Verbund mit zivilgesellschaftlichen Akteur:innen innovative Formen der Antisemitismusprävention und -bekämpfung zu entwickeln und Studierenden der Universität Trier antisemitismuskritische Inhalte im Studium näherzubringen. Zudem ist es ein wichtiges Anliegen der IIA, Nachwuchswissenschaftler:innen zu fördern.

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